Tier- und Pflanzenwelt
Das artenschutzrechtliche Gutachten (Entwurf) von Frau Krummel im Auftrag der Firma Actensys GmbH (Vorhabenträger und Investor) ist keine Bestandsaufnahme der Fauna und Flora, wie man annehmen könnte, sondern beschäftigt sich mit generellen Aussagen zum Thema. Vergleicht man die verschiedenen, für diese Gegend erstellten Gutachten von Frau Krummel (z.B. Solarpark Krempe mit Solarpark Hohenfelde) stellt man fest, dass es sich in weiten Strecken um bloße Kopien handelt. Lediglich die örtlichen Gegebenheiten sind jeweils angepasst. Sie kommt zu dem Schluss: „Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes durch anlagen-, bau- oder betriebsbedingte Störungen ausgeschlossen kann werden.“
Im Bericht des Bundesamtes für Naturschutz aus 2020 wird auf den Seiten 236 bis 247 der Verlust von Lebensräumen und die Beeinträchtigung von Arten durch PV- Freiflächenanlagen nachdrücklich beschrieben.
Flora
Der Pflanzenbewuchs entlang der Kremper Au bei Hohenfelde wurde in der Vergangenheit schon untersucht und dokumentiert. (Biotop Nr.: 325405966-0401, Biotopkartierung 2014-2019) – siehe auch Menüpunkt: Natur.
Für die Flora und auch die Fauna dürfte die Verschattung durch die Module und die veränderte Verteilung des Niederschlags auf der Fläche als problematisch anzusehen sein. Die Folgen sind Einschränkungen in Biomasse und Artendiversität sowie eine Reduktion der Photosyntheseaktivität im Allgemeinen.
Fauna
Wir konnten feststellen, dass ein reger Wildwechsel über das Jahr stattfindet. Rehwild wechselt nachts häufig über die L112. Auf der nördlichen Seite nutzt das Wild die Brücken über die Kremper Au, um in den Wiesen zu äsen und Ruhe zu finden. Da der Solarpark von einem unüberwindbaren Zaun umschlossen werden soll, können auf der ganzen riesigen Fläche dann keine Wanderungen mehr stattfinden.
Die Wiesen und Weiden der Niederung locken vor allem auch Vögel an, häufige Besucher sind Stare, aber auch Störche, die nach Nahrung suchen oder aber im späten August die Flächen nahe der Autobahn als Sammelplatz nutzen. Das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein hebt die besondere Bedeutung von Weidelandschaften für brütende und rastende Vögel (Pkt. C) hervor.
Vor einigen Jahren konnten wir in Niederreihe ein eindrucksvolles Schauspiel beobachten und mit uns einige Autofahrer auf der L112, die ihre Fahrt für ein paar staunende Blicke und einige Fotos unterbrachen: Es sammelten sich nämlich in den Sommermonaten über einen längeren Zeitraum allabendlich bis zu 25 vagabundierende Jungstörche, um in den Wiesen zu übernachten.
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In den letzten Jahren ließen sich, wenn auch selten und nur vereinzelt, auch wieder Kiebitze blicken. Greifvögel, insbesondere der Mäusebussard, und Fischreiher gehören zum gewohnten Landschaftsbild. Ebenso die zahlreichen Fledermäuse.
Für die Kremper Au selbst werden die Fischbestände mit Aalen, Barsch, Hecht, Schleien und noch weiteren Arten angegeben. Zweimal wurde von den Anwohnern eines direkt an der Au gelegenen Niederreiher Grundstücks ein Fischotter gesichtet. Fischotter haben in Schleswig-Holstein Seltenheitswert.
Ein Auflistung der im Plangebiet zu beobachtenden Wildtierarten kann unter dem Menüpunkt „Natur“ eingesehen werden.
Große Nachteile für die Tierwelt entstehen zweifellos durch das Einzäunen des Solarparks. Nahrungssuche und Mobilität werden behindert und Lebensräume eingeschränkt. Das gilt auch für die vielen Hasen und die Fasane, die offene Flächen als Lebens- und Nahrungsraum benötigen. In Studien hat man außerdem nachgewiesen, dass die schimmernden Oberflächen Vögeln und Insektenarten, wie z.B. den Libellen, Wasserflächen vortäuschen. Verletzungen bei Vögeln und ein gestörtes Reproduktionsverhalten bei Insekten sind die Folge. Nicht zuletzt der zu erwartende Baulärm sowie Wartungs- und Reinigungsarbeiten an den Solarmodulen dürften für das Abwandern sensibler Arten sorgen.
Wie die Website von „agrarheute“ im Juni 2021 berichtet, wird in den USA zunehmend beobachtet, dass durch Solarparks vermehrt Vögel sterben.
Eine erste, umfassende Studie aus den USA konnte aber noch nicht die genaue Ursache für dieses Phänomen feststellen und weitere Untersuchungen unter Zuhilfenahme eines KI-Systems laufen. Allerdings werden in den USA auch Technologien eingesetzt, die in Deutschland bisher nicht verwendet werden (Solarthermische Kraftwerke). Generell herrschen über den Solarmodulen jedoch höhere Temperaturen als in ihrer Umgebung. Die nominelle Zelltemperatur liegt aufgrund der schwarzen Oberfläche der Zellen rund 25 Grad Celsius über der Umgebungstemperatur. So erhitzt sich bei hochsommerlichen 40 Grad Celsius die Solarzelle auf 65 Grad Celsius. Dieses führt nicht nur zu einer Abnahme des Wirkungsgrades der Elemente, sondern bleibt nicht ohne Einfluss auf Ökosystem und Mikroklima. Es wird auch ein „Photovoltaik-Wärme-Inseleffekt“, vergleichbar dem „städtischen Wärme-Inseleffekt“, beschrieben. Ursache hierfür ist die veränderte Rückstrahlung der Sonnenenergie (Albedo) durch die schwarze Oberfläche von Solarmodulen. Ein Artikel der Zeitschrift ‚Nature‘ aus dem Jahr 2016 befasst sich ausführlich mit diesem Thema.