Schadstoffbelastungen

Schadstoffe

Grundsätzlich kann man zwischen kristallinen Silizium-Modulen, Dünnschicht-Modulen und sonstigen Photovoltaikzellen (z. B. organische Solarzellen) unterscheiden.  Silizium-Module enthalten in den Kontakten und Lötstellen Silber, Zinn, Kupfer und größere Mengen Blei. Bei einer durchschnittlichen Modulfläche von 3000 m2 pro ha sind 20–25 kg/ha anzusetzen. Für Dünnschicht-Solarmodulen werden u.a. schwer lösliches Cadmiumtellurid (CdTe) und geringe Mengen Cadmiumsulfid (CdS) als Halbleiter verwendet. Obwohl die Halbleiterschicht sehr dünn ist, ergeben sich pro ha 18 – 26 kg Cadmium. (Quelle: Schadstoffe in Photovoltaik Freiflächenanlagen, T.Ebert, C. Müller, 2011).
Nach derzeitigem Kenntnisstand wird die Gefahr einer Bodenkontamination  im Allgemeinen bei intakten Modulen als sehr gering eingeschätzt.
Sind jedoch Halbleiterschicht, Kontakte oder Verlötungen der Witterung ausgesetzt, hierfür kommen als Ursache Hagel, Brand, Starkregenereignisse etc. in Frage, dann kann die Auslaugung der toxischen Schwermetalle Blei oder Cadmium (je Bauarten-Typ) nicht ausgeschlossen werden. So zeigt der Abschlussbericht der Universität Stuttgart 2017 „Schadstofffreisetzung aus Photovoltaik-Modulen“ auf, dass Schadstoffe wie Blei, Cadmium, Selen usw. von wässrigen Lösungen, wie sie auch in der Umwelt auftreten, aus Photovoltaikmodulen ausgelöst werden. Besonders stark wirken saure Lösungen, aber selbst neutrales Wasser mit pH7 führt zum Auslösen von z.B. Cadmium aus Cadmiumtellurid-Modulen.
Geraten Solarmodule durch Blitzschlag oder sonstige Ereignisse in Brand, so muss mit der Freisetzung von Polymerprodukten, CO, CO2, Formaldehyd, Essigsäure, Cd, Se, evtl. Arsen etc. in die Umwelt gerechnet werden. Dieses passiert sowohl als Rauchgas als auch in fester Form.
Beschädigte Module müssen somit innerhalb kürzester Zeit ausgetauscht werden, ansonsten ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer, wie auch immer gearteten Kontamination von Boden und Grundwasser zu rechnen.

Umwelt-Toxizität einzelner Elemente:

Blei: Teratogen (Missbildungen), Nervengift, nierenschädigend
Cadmium: Kanzerogen (krebserregend), wird in Leber und Nieren akkumuliert
Arsen: Mutagen (erbgutschädigend), Teratogen, Kanzerogen, Nervengift, Herz- und Lebergift
Selen: Schleimhautgift (Lunge, Verdauungstrakt)

 

Fazit:

Obwohl die Solar-Technologie im Vergleich zu anderen Technologien der Energiegewinnung als relativ ’sauber‘ anzusehen ist, so kann doch nicht ausgeschlossen werden, dass durch natürliche oder anthropogene Einflüsse von diesen Modulen ein Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt zu erwarten ist. In einem ‚worst-case‘-Szenario bedeutet es für das vorgesehene Gebiet in Hohenfelde, dass besonders die Biotop-Verbundzone der Kremper Au durch u.a. Schwermetalle, Arsen, Kupfer oder Selen sowie undefinierbare Polymere verunreinigt und belastet wird. Gerade dieser schützenswerte Bereich samt 300m Pufferzone nimmt ca. 60% (vorsichtig geschätzt) westlich der A23 der vorgesehenen Solarmodul-Fläche ein, wie man der Karte 21 des Dokuments „Eignungsflächenuntersuchung“ (Bebauungsplan, Planungsbüro Brockmöller) entnehmen kann. Im gleichen Dokument wird dazu lapidar festgestellt, dass die Überschneidungen in ihrer Wirkung durch die schon vorhandene Vorbelastung durch Verkehrsflächen „wenig bedeutsam geschweige denn erheblich sind“, mit anderen Worten: Wo es schon so viele negative Eingriffe in die Natur gegeben hat, kann eine weitere Belastung auch nicht mehr viel anrichten. Diesem Gebiet kann also durchaus noch mehr zugemutet werden. Eine Aussage, die wir nicht teilen!

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